
Manfred Speidel, ein Steuerberater aus München, leistete fachliche Unterstützung bei der Analyse der Beratungsqualität für vermögende Kunden. Er arbeitete mit dem Institut für Vermögensaufbau (IVA) zusammen, das von FOCUS MONEY und ntv beauftragt wurde, um die Top-Adressen für anspruchsvolle Privatkundenbetreuung zu testen.
Vermögensverwaltungstest 2024: Ergebnisse & Analyse
1. Einleitung
Dieser Briefing-Dokument fasst die Ergebnisse des 18. Vermögensverwaltungstests von FOCUS MONEY und ntv zusammen, der vom Institut für Vermögensaufbau (IVA) durchgeführt wurde. Der Test bewertete die Beratungsqualität von 36 Banken und Vermögensverwaltern in Deutschland im Hinblick auf die Betreuung vermögender Privatkunden.
2. Hauptthemen und Wichtigste Erkenntnisse
- Ausgezeichnete Vermögensverwaltung: 30 von 36 getesteten Banken und Vermögensverwaltern wurden mit dem Prädikat „Ausgezeichnete Vermögensverwaltung“ versehen. Dies unterstreicht das hohe Niveau der Beratungsleistungen in diesem Sektor.
- Bedarf an professioneller Beratung: Trotz des Bullenmarktes im Jahr 2024 mit steigenden Aktienindizes, erhöhter Volatilität und der Zinswende, suchen Anleger verstärkt nach professioneller Beratung, um Chancen zu nutzen und Risiken zu minimieren. Das zeigt sich auch in der wachsenden Anzahl der Kunden und des verwalteten Vermögens der unabhängigen Vermögensverwalter.
- „Noch nie betreuten unabhängige Vermögensverwalter in Deutschland mehr Kunden als heute.“
- Testmethodik: Das IVA testete die Anbieter mit fünf Testpersonen, die eine Vermögensverwaltung von 1,35 Millionen Euro nachfragten. Die Testgespräche fanden zwischen Mitte Mai und Mitte Juli 2024 statt. Die Testpersonen füllten standardisierte Fragebögen aus und es wurden schriftliche Unterlagen der Anbieter ausgewertet.
- Asset-Allokation und Produktpräferenzen:
- Aktien: Die empfohlene Aktienquote ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen und die bevorzugte Anlageklasse der Vermögensverwalter (58%). Im Durchschnitt wurde die Hälfte des Portfolios in Einzelaktien investiert.
- „Bemerkenswert ist hierbei, dass die durchschnittlich empfohlene Aktienquote gegenüber dem Vorjahr noch einmal leicht angestiegen ist und dass trotz des aktuellen Zinsniveaus auch in diesem Jahr ein Viertel der Anlagevorschläge keine Renten enthielt.“
- ETFs: ETFs und passive Fonds waren die zweithäufigste Produktkategorie und spielten eine größere Rolle als aktiv gemanagte Fonds.
- Renten: Trotz der erwarteten Zinssenkungen enthielten ein Viertel der Anlagevorschläge keine Renten. Wenn Renten berücksichtigt wurden, bevorzugte man Papiere mit mittleren und langen Laufzeiten.
- „Im Zuge der erwarteten Zinssenkungen erhöhte sich 2024 im Durchschnitt der Anteil von Papieren mit mittleren und langen Laufzeiten in den Depots.“
- Rohstoffe und Gold: Rohstoffe spielten eine untergeordnete Rolle, und die Hälfte der Vermögensverwalter verzichtete auf Rohstoffe und damit auch auf Gold. Die Goldrally hatte keine Auswirkungen auf die empfohlene Goldquote.
- „Ebenso erstaunlich sei, dass sich die jüngste Goldrally nicht auf die durchschnittlich empfohlene Goldquote ausgewirkt habe.“
- Liquidität: Es gab eine große Spannweite bei der Liquiditätsquote; im Extremfall wurde der Anbieter vorgeschlagen, gut die Hälfte des Geldes als Liquidität in Form von Festgeld zu halten.
- Alternative Investments: Alternative Investments spielten eine untergeordnete Rolle.
- Immobilien und Derivate: Diese Anlageklassen kamen nur in wenigen Anlagevorschlägen vor.
- Regionale und Sektorale Verteilung (Aktien):
- Regionen: Nordamerika (ca. 45%) und Eurozone (ca. 30%) waren die bevorzugten Regionen. Insgesamt floss etwas mehr Kapital in europäische als in nordamerikanische Aktien. Schwellenländer und Japan waren weniger beliebt.
- Sektoren: Technologie war mit ca. 23% der bevorzugte Sektor. Finanzdienstleister nahmen im Vergleich zum Vorjahr zu, während das Gesundheitswesen leicht abnahm.
- „Die Dominanz war damit noch ausgeprägter als im Vorjahr.“
- Währungen: Euro und US-Dollar dominierten die Depots.
- Kosten:
- Die Gesamtkosten der Anlagevorschläge auf drei Jahre lagen bei durchschnittlich 1,64% p.a.
- Die Kosten variierten deutlich zwischen den Anbietern (0.8% bis 2.44% p.a.).
- „Im Vergleich zum Vorjahr waren die Mittelwerte bei allen Kostenarten allerdings etwas niedriger“
- Risikoaufklärung:
- Das Thema Risiko wurde von über zwei Drittel der Vermögensverwalter angesprochen, doch nur wenige (ca. 37%) in sehr guter oder guter Form.
- Anspruchsvolle Risikomaße wurden nicht thematisiert.
- Steuern: Steuerliche Aspekte wurden in über 90% der Fälle angesprochen, ein Drittel davon sogar ausführlich.
- Top-Fonds und -Aktien:
- Die am häufigsten gewichteten Fonds waren ETFs, darunter auch Produkte auf europäische Aktienindizes.
- Nvidia war die meist gewichtete Einzelaktie, während Microsoft am häufigsten vorgeschlagen wurde.
3. Methodik
- Testpersonen: Fünf Testpersonen mit ähnlichen Vermögensverhältnissen und Anlagezielen.
- Testkriterien: Die Testkriterien umfassten 8 Kategorien (Portfoliostruktur, Produktumsetzung, Ganzheitlichkeit, Kundenorientierung/Verständlichkeit, Risikoaufklärung, Kosten, Transparenz und Steuern), die unterschiedlich gewichtet wurden.
4. Historischer Vergleich
- Die Bedeutung von Immobilien, alternativen Investments und Derivaten nimmt ab.
- Die Liquiditätsquote nimmt seit geraumer Zeit ab.
- Die ETF-Quote scheint sich bei etwa 20% einzupendeln.
- Der Rentenanteil ist sehr gering.
- Die Goldrallye hatte keine Auswirkungen auf die empfohlene Goldquote.
- Die durchschnittlichen Gesamtkosten sind rückläufig.
5. Fazit
Der Vermögensverwaltungstest 2024 zeigt, dass die Beratungsqualität in der deutschen Vermögensverwaltung auf einem hohen Niveau liegt. Anleger erhalten professionelle Unterstützung bei der Zusammenstellung ihrer Portfolios, wobei Aktien und ETFs im Vordergrund stehen. Kosten und Risikomaße wurden thematisiert, obwohl hier noch Verbesserungspotenzial besteht. Der Test unterstreicht die Relevanz einer individuellen und professionellen Vermögensberatung in einem volatilen Marktumfeld.